Behandlung - Pharmakotherapie

Wenn die Veränderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten nur unzureichende Erfolge zeigen, ist laut Leitlinien (DAG, 2014) eine medikamentöse Zusatzbehandlung für Erwachsene mit Adipositas (d.h. ab einem BMI ≥ 30,0 kg/m²) zu empfehlen (bzw. bei BMI ≥ 28,0 kg/m² und Komorbidität). Einschränkend ist dabei festzuhalten, dass langfristige Wirksamkeitsuntersuchungen für eine medikamentöse Zusatzbehandlung vielfach ausstehen und nach dem Absetzen der Medikamente häufig eine Gewichtszunahme zu beobachten ist (vgl. Pilitsi et al. 2018). Es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass zahlreiche nicht-verschreibungspflichtige Substanzen erhältlich sind, die mit einer gewichtssenkenden Wirkung werben, ohne dass dies und ihre Sicherheit hinreichend belegt wurden.

Drei Medikamente sind derzeit in Deutschland zu einer kombinierten Behandlung der Adipositas zugelassen: Orlistat bindet Nahrungsfett aus Magen- und Darmtrakt und hemmt damit die Fettaufnahme. Für die einjährige Anwendung von Orlistat in Verbindung mit Lebensstilveränderungen (d.h. in Ernährungs- und Bewegungsverhalten) wurde eine um 2,6 kg bis 4,4 kg größere Gewichtsreduktion berichtet als bei alleinigen Lebensstilveränderungen (Pilitsi et al., 2018). Weiterhin verringerte Orlistat das Risiko, Diabetes Mellitus Typ 2 auszubilden, um 41% und führte zu Verbesserungen in Cholesterinwerten und Blutdruck. Verschiedene gastrointestinale Nebenwirkungen wurden berichtet (z.B. weicher Stuhl, häufigere Stuhlfrequenz). Einige, vor allem ältere Patienten, zeigten außerdem eine verminderte Aufnahme fettlöslicher Vitamine, was durch Nahrungsergänzungsmittel kompensiert werden kann.

Ein weiteres Medikament zur Gewichtsreduktion stellt das Antidiabetikum Liraglutid dar. Neben seinen antidiabetischen Eigenschaften fördert Liraglutid das Sättigungsgefühl, vermindert den Appetit und reduziert die Nahrungsaufnahme. Nach einjähriger alleiniger Anwendung zeigten sich Gewichtsreduktionseffekte von 2,3 kg bis 4,2 kg (Pilitsi et al., 2018). Außerdem wurden Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bei 10 bis 25% der Patienten berichtet (Pi-Sunyer et al., 2015). Das dritte Medikament ist eine Kombination aus Naltrexon und Buproprion, welche den Appetit hemmt und auf das Belohnungssystem wirkt. Nach einjähriger alleiniger Anwendung wurden ein Gewichtsreduktionseffekt von 5 kg, eine verbesserte Lebensqualität und stärkere Kontrolle über das Essverhalten berichtet. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verstopfung und Erbrechen betrafen 4 bis 25% der Patienten (Khera et al., 2016).