Herstellen eines sozialen Konsensus

Obwohl der Einfluss von sozialen Faktoren auf Ansichten und Überzeugungen von Menschen bekannt ist, wird dieser jedoch nur selten angewendet, um Vorurteile zu verändern oder abzubauen. Zwei Studien haben die Rolle von sozialem Einfluss, spezifischem sozialen Konsensus und sozialen Normen bei der Bildung und Verringerung stigmatisierender Einstellungen untersucht. Puhl et al. (2005) erfassten die Einstellungen von Studienteilnehmern, bevor und nachdem diese die Rückmeldung eines anderen Teilnehmers erhalten hatten. Die Information des anderen Teilnehmers offenbarte eine positive Einstellung gegenüber adipösen Menschen. Es konnte gezeigt werden, dass die Studienteilnehmer sich von solchen positiven Urteilen beeinflussen ließen: Die Bewertung übergewichtiger Menschen, die abgegeben wurde, nachdem die Information des anderen Teilnehmers kommuniziert wurde, fiel positiver aus als zuvor. Dieser Effekt war besonders stark, wenn der andere Teilnehmer der eigenen sozialen Gruppe angehörte.

Zitek und Hebl (2007) fanden in einer ähnlichen Studie, dass die Studienteilnehmer eher dazu bereit waren, übergewichtige Menschen zu verurteilen oder zu diskriminieren, wenn dies zuvor durch andere Studienteilnehmer auch getan wurde. Hervorzuheben ist, dass die dabei geformten Urteile in Bezug auf übergewichtige Menschen auch noch einen Monat nach der Studie gefunden wurden.

Im Kontext dieser Ergebnisse lässt sich erkennen, dass das Herstellen eines nicht-stigmatisierenden sozialen Konsensus eine vielversprechende Strategie zur Reduzierung gewichtsbezogener Vorurteile ist. Allerdings ist noch nicht klar, ob der Konsenus an sich stigmareduzierend wirkt, oder ob lediglich eine höhere Hemmschwelle für Stigmatisierung aufgebaut wurde. Was jedoch erkennbar ist, ist die dauerhafte Auswirkung sozialer Normen auf die Billigung bzw. Verurteilung gewichtsbezogener Vorurteile.